Mehr Grown Ups statt Unicorns!

Bildquelle: https://pixabay.com unter CC0 Lizenz
Bildquelle: https://pixabay.com unter CC0 Lizenz

Das Jahr 2017 startet für die (Hamburger) Start Up Szene leider nicht allzu erfreulich:

 

Wie kommt es zu dieser Entwicklung und was können wir daraus lernen?

 

Obwohl die drei Geschäftsmodelle sehr unterschiedlich und die Reifegrade nicht direkt vergleichbar sind, gibt es Gemeinsamkeiten. Alle drei Firmen waren in der Digital und Social Media Welt sehr beliebt und hatten einen guten Ruf. Die „Fan-Basis“ war in zwei Fällen sogar groß genug, um den Weg des Crowdfundings zu wählen.

 

Fans alleine reichen also nicht aus – zahlende Kunden sind das relevante Maß. Eine Formulierung in der Abschiedsmeldung von Janoo zeigt ein typisches Missverständnis auf:

 

„Leider hat außer uns und unseren Fans, keiner der großen Kapitalgeber oder die Stadt Hamburg, an Jaano geglaubt und unsere Idee unterstützt. Damit ist ein Investment, welches die Firma auf ökonomisch gesunde Beine gestellt hätte leider ausgeblieben.“

 

 Diese Sicht ist emotional verständlich, aber „ökonomisch gesund“ ist eine Firma klassischerweise dann, wenn sie über einen positiven Cash Flow verfügt und ein positives Ergebnis erwirtschaftet. Nicht, wenn eine erste Finanzierung erfolgt – der Begriff „Risikokapital“ hat seine Berechtigung. Und wenn professionelle Investoren nicht an eine Idee glauben, hat auch dies häufig gute Gründe.

 

Um Missverständnisse zu vermeiden: Natürlich ist eine Start-Finanzierung sinnvoll und wichtig. Aber mittelfristig muss ein Unternehmen in der Lage sein, dieses Geld wieder zu refinanzieren. Und hierbei dürfen Gründer nicht vergessen, dass der nächst höher bewertete Exit die unwahrscheinlichere Lösungsform ist. Anmerkung: Dass er nicht unmöglich ist, hat gerade Facelift eindrucksvoll bewiesen.

 

Ein Problem dafür, dass operativer Erfolg zu häufig nicht im Fokus steht, liegt eventuell in der öffentlichen Wahrnehmung und Bewertung von Start Ups. So werden Pitch-Erfolge und Finanzierungsrunden regelmäßig in der Szene und Berichterstattung gefeiert. Kaum eine Veranstaltung kommt noch ohne Start Up Pitch aus, selbst wenn es – außer Aufmerksamkeit - nichts zu gewinnen gibt.

 

Doch weder ein Pitchgewinn von reinem Mediabudget noch eine Investorenzusage sind langfristig so viel wert wie hart messbarer Umsatz oder gar Gewinn. So hat von den obigen Firmen z.B. Trip Rebel mehrere Pitches gewonnen, von Hamburg über London bis Austin. Diese Erfolgswelle ist also anscheinend kein ausreichender Beleg für dauerhaften Erfolg. Und damit genauso kritisch zu hinterfragen wie auch die Intelligenz des Crowd-Ansatzes.

 

Das Ziel, ein „Unicorn“ zu werden, reicht nicht. Natürlich ist eine Unternehmensbewertung > $ 1 Mrd. ein toller Erfolg, aber eine Strategie sieht anders aus.

 

Für Gründer und Start Up Teams muss es eine Selbstverständlichkeit sein, ihre Hausaufgaben in Wirtschaft und Unternehmensführung zu machen – oder sich externe Unterstützung zu suchen. Schon einfache Methoden wie das Business Model Canvas helfen, Zusammenhänge zu erkennen und einzuschätzen. Inkubatoren und Accelerator-Programme sind die nächste Dimension.

 

Aber: Internationale Konferenzen zu besuchen und an (zum Teil gleich mehreren) Accelerator Programmen teilzunehmen ist sicher eine interessante Erfahrung und bietet viele Reize. Ein Geschäftsmodell ist es aber nicht.

 

Diese Erkenntnis ist möglicherweise schmerzhaft und schwierig einzugestehen. Aber genau für diese Lernkurve sind solche Programme gemacht.

Sobald ich als Gründer das Geld von Investoren oder der Crowd annehme, trage ich unternehmerische Verantwortung, dieses zu vermehren, zumindest aber nicht zu verlieren.

 

Start Ups müssen erwachsen werden, den Grown Ups gehört die Zukunft.